Bei unserem Clubabend am 24. Oktober 2024 wurde uns ein tiefer Einblick in die herausfordernde Arbeit des Jugendamtes der Landeshauptstadt Dresden geboten. Regina Hadem, Abteilungsleiterin des Allgemeinen Sozialen Dienste (ASD) - einer von fünf Abteilungen des Jugendamtes - teilte sehr persönliche Erfahrungen und schilderte eindrucksvoll die oft schwierigen und komplexen Abwägungsprozesse, die im Interesse des Kindeswohls getroffen werden müssen.
In ihrem bewegenden Vortrag berichtete sie von emotional belastenden Schicksalen, mit denen sie und ihr Team sich täglich auseinandersetzen und Lösungen finden müssen. 500 Mitarbeitende, ganz überwiegend Frauen, sind im Jugendamt tätig, davon etwa 150 im ASD, der für Familien und auch für den Kinderschutz zuständig ist. Alle Menschen, die in Sorge um Kinder sind, können sich beim ASD melden. Wenn es um Kinderschutz geht, werde jedes Kind unabhängig von Herkunft und sozialen Verhältnissen gleichbehandelt. Auch unbegleitete minderjährige Asylsuchende werden vom Jugendamt betreut. Ein bemerkenswerter Wandel zeige sich in den Statistiken: Während früher etwa 80% der in Obhut genommenen Kinder Jungen waren, sei der Anteil der Mädchen heute mit 52% etwas höher. Regina Hadem erklärt sich dies mit einem geänderten Rollenverständnis der Mädchen. Anfang der 90er Jahre sei sexualisierte Gewalt von 12-16jährigen Mädchen nicht thematisiert worden, heute sprechen sie darüber. Das sei eine positive Entwicklung. Es gebe präventive Angebote in der Stadt, die die Mädchen nutzen könnten. In städtischen Einrichtungen können junge Mütter mit Kindern, die aus allen gesellschaftlichen Schichten kommen, in solch schwierigen Situationen Unterstützung finden. Auch mit Themen wie Zwangsverheiratung, Beschneidung, heftigen Sorgerechtsstreitigkeiten müssten sich die Mitarbeitenden häufig auseinandersetzen. Dresden habe sich in den Anfang der 90er Jahren zu einem Schwerpunkt für Zwangsverheiratungen entwickelt. Seit einiger Zeit sei aber durch die hohe Sensibilisierung in den Ausländer- und Standesämtern ein Gegentrend erkennbar.
Beim Kinder- und Jugendnotdienst gebe es nicht genügend Plätze für die Inobhutnahme von 0-17jährigen Kindern. Erfreulicherweise seien viele Familien bereit, Kinder temporär aufzunehmen. Der Bedarf sei aber noch deutlich höher und es sei sehr zu begrüßen, wenn noch mehr Familien Kindern in Notlagen ein sicheres Zuhause bieten.
Die Aufgaben des Jugendamtes umfassen alle sozialen Schichten und erfordern individuelle und oftmals sehr schwierige und emotional belastende Entscheidungen, die unseren Respekt verdienen. Wir sind Regina Hadem dankbar für ihren sehr persönlichen und authentischen Einblick in die Arbeit des Jugendamtes, die für die Gewährleistung des Kindeswohls so unerlässlich ist.
Wir freuen uns, dass wir durch eine spontane Spendensammlung einem kleinen Mädchen, das sich sehnlichst ein Fahrrad wünscht, eine Freude bereiten können.